Donnerstag, 14. September 2023: Gäste können mit hochkarätigen Referenten aus dem In- und Ausland diskutieren. Auch diesmal findet der Gipfel auf der MS RheinGalaxie der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt (KD) statt. (2024)

Die Überschrift mag wie ein schlechter Witz klingen. Vor zehn Jahren stieß Angela Merkel auf Spott und Häme, als sie sagte: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Das Wort „Neuland“ wurde zur ironischen Floskel, um die Rückständigkeit Deutschlands zu illustrieren. Doch in der digitalen Welt öffnet sich tatsächlich gerade Neuland – für uns alle. Künstliche Intelligenz ist offensichtlich mehr als ein Hype, der sich bald verflüchtigt, sondern sie scheint davor zu stehen, unsere Gesellschaft in allen Bereichen zu durchdringen. Darin liegen enorme Chancen, zugleich stellen sich ethische und lebensweltliche Fragen, denen sich der 3. Digital Ethics Summit der Rheinischen Post widmen wird.

Welche Dimension des Wandels sich abzeichnet, hat der Jahrhundertpolitiker Henry Kissinger – durchaus zuversichtlich – jüngst auf den Punkt gebracht. „Sollte sich, wovon ich ausgehe, die künstliche Intelligenz zu einem Dialog zwischen Maschinen und Menschen entwickeln, wird das alles ändern“, sagte er in einem „Zeit“-Interview. Das Zeitalter der Aufklärung habe mit ähnlichen Herausforderungen zu tun gehabt, aber es habe 300 Jahre gedauert, bis die ethischen Fragen geklärt gewesen seien. Einen Immanuel Kant des Zeitalters der künstlichen Intelligenz sehe er „im Moment“ nicht. „Aber auch die Zeit vor der Aufklärung war eine düstere Epoche, denken Sie an den Dreißigjährigen Krieg.“

Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts mündete vor 150 Jahren in die industrielle und vor 30 Jahren in die digitale Revolution, die jetzt erst richtig Fahrt aufnimmt. Wenn sich alles ändert, wie Kissinger sagt, dann stehen wir bisher bei der Digitalisierung nur ganz am Anfang. Oder wie es bei Amazon schon länger heißt: „It’s Day One.“ Wie viel dieser noch jungen Epoche wir in Deutschland und Europa künftig gestalten können, wird die Geschichte zeigen. Den Takt bestimmen bisher Unternehmen in den USA, China und Indien – was aber ein neues deutsches Wirtschaftswunder nicht ausschließen muss. Gegen den „Pessimismus des Verstandes“ hilft vor allem „ein Optimismus des Willens“, wie es der italienische Marxist Antonio Gramsci einst formuliert hat.

Wenn sich alles ändert, gilt das auch für die Mediennutzung. Die Rheinische Post, vor 27 Jahren ins Internet gestartet, ist längst mit ihrem werteorientierten Journalismus digital erfolgreich: auf unseren Portalen und in sozialen Medien, mit Apps, Newsletter und Podcasts. Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz agieren wir noch zurückhaltend, experimentieren aber ausgiebig. Eine Faustregel, die bei uns für solche Texte gilt: „KI-Inhalten begegnen wir so, als hätte Claas Relotius sie geschrieben.“ Das ist der preisgekrönte ehemalige „Spiegel“-Autor, der seine Reportagen frei erfunden hat und heute angeblich als Werbetexter arbeitet.

Ungezügelte Neugier leitet uns, aber auch maximales Misstrauen. Denn es ist wie beim autonomen Fahren: Wenn der Fahrer an die Maschine übergibt, haftet er doch für alles, was sie tut. Die AP als weltgrößte Nachrichtenagentur hält es in jüngst veröffentlichten Regeln ähnlich: „Jedes Ergebnis eines generativen KI-Werkzeugs soll wie eine ungeprüfte Quelle behandelt werden.“ Denn noch sind viele KI-Texte mit Fehlern behaftet – mit Zahlen hat es die Software nicht so, und zuweilen halluziniert sie auch. Denn sie kennt keine Fakten, nur Plausibilitäten und statistische Wahrscheinlichkeiten. Eine Lüge, oft genug wiederholt, könnte durch ChatGPT und Co. zu einer vermeintlichen Wahrheit werden. Wie empfänglich Menschen für „alternative Fakten“ und Propaganda sein können, wissen wir längst, aber nun droht sich deren Erstellung zu erleichtern und die Verbreitung weiter zu beschleunigen.

Die Risiken erkennen, zugleich beherzt die Chancen ausloten und gestalten – darum geht es. Über jenes Neuland, das sich für uns alle durch künstliche Intelligenz erschließt, wollen wir beim 3. Digital Ethics Summit diskutieren. Dort spricht der Philosoph Richard David Precht über „Die Ethik der Künstlichen Intelligenz“, was ja durchaus nach Immanuel Kant klingt. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur erörtert die „Twin Transformation“, also wie digitale Technologien bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen helfen können. Mit dabei sind auch Investor und Buchautor Frank Thelen, D21-Geschäftsführerin Lena-Sophie Müller, Ethik-Professorin Christiane Woopen und viele mehr.

In dieser Sonderveröffentlichung geben wir Ihnen einen kleinen Ausblick auf die Veranstaltung, die erneut auf dem Rhein in einem hochmodernen Konferenzschiff stattfindet. Ich wünsche Ihnen spannende Einsichten bei der Lektüre. Falls Sie nicht an Bord gehen, freuen Sie sich auf unsere – hoffentlich intelligente – Berichterstattung.MORITZ DÖBLER

Kurzer Überblick über das Rahmen-Programm

KI vertrauenswürdig gestalten

Experten der Kompetenzplattform KI.NRW zeigen anhand eines interaktiven Demonstrators des KI.NRW Flagship-Projektes ZERTIFIZIERTE KI auf, welche vielfältigen Aspekte bei Entwicklung und Prüfung von KI beachtet werden müssen und wie Prüftools dabei unterstützen, KI-Systeme auf Schwachstellen zu untersuchen. Darüber hinaus erfahren Besucher, wie eine KI-Prüfung in Unternehmen auf den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnitten und durchgeführt werden kann.

Die Kompetenzplattform KI.NRW baut Nordrhein-Westfalen zu einem bundesweit führenden Standort für angewandte künstliche Intelligenz (KI) aus und etabliert das Land in internationalen Netzwerken. Als zentrale Landes-Dachorganisation für künstliche Intelligenz vereint KI.NRW den Dreiklang aus Spitzenforschung, Innovation und Unternehmertum.

Beziehungsstatus: Es ist kompliziert

Die Digitalisierung drängt unaufhörlich in alle Bereiche des Lebens. Sie eröffnet neue Möglichkeiten und Perspektiven und bereichert den Alltag. Gleichzeitig stellt sie die Menschen und die Gesellschaft vor neue und sich ständig wandelnde Herausforderungen und kann negative Folgen haben. Wo stehen wir als Gesellschaft in diesem Spannungsfeld? Die Ausstellung der Initiative D21 zeigt die Komplexität der digitalen Entwicklungen entlang verschiedener Lebensbereiche. Anhand konkreter Zahlen aus der Studie D21-Digital-Index legt sie einerseits die positiven Seiten und Auswirkungen aktueller Entwicklungen dar und zeigt zugleich, welche negative Folgen andererseits zu bedenken sind.

KI zum Anfassen

Beim Digital Ethics Summit wird viel über künstliche Intelligenz gesprochen. Jens Polomski bietet an seinem Stand „KI zum Anfassen“. Er zeigt den Gästen verschiedene KI-Anwendungen und demonstriert, welche heute schon helfen und wo Werkzeuge vielleicht auch noch ihre Limitierungen haben. Abseits von Hype und Clickbait-Content zeigt er, wie die Tools wirklich funktionieren.

Balance im digitalen Zeitalter

Im heutigen vernetzten Leben ist der bewusste Umgang mit digitalen Geräten von entscheidender Bedeutung. Der Digital Harmony Hub, in Kooperation mit dem Quiet Social Club, lädt dazu ein, einen Raum der Ruhe und Ausgeglichenheit im digitalen Trubel zu finden. Hier erhalten die Gäste praktische Ratschläge, Tipps und Übungen, um eine harmonische Balance in ihrem technologiegestützten Alltag zu schaffen. Sie können mit Kopfhörern in eine akustische Welt eintauchen, die zur Reflexion und Entspannung einlädt. Der Digital Harmony Hub bietet die Gelegenheit, Praktiken und Produkte kennenzulernen, die helfen werden, mehr Wohlbefinden, Raum und Zeit im digitalen Leben zu finden.